Eine Demokratie braucht junge Menschen, die ebenso gut zuhören wie kritische Fragen stellen können. Wenn sie dann noch ihre Meinung äußern und die der anderen ebenso fair und sachlich debattierend aushalten, ist für unser gesellschaftliches Zusammenleben bereits viel getan. Mit genau diesen Fertigkeiten haben die Debattantinnen und Debattanten in Wiesbaden mit Bravour überzeugt. Die Landessiegerinnen und -sieger aus Hessen wurden von der Jury benannt. Die Erst- und Zweitplatzierten ihrer Altersgruppen haben sich somit für das Bundesfinale am 18. Juni 2022 in Berlin qualifiziert.
Zum ersten Mal fand dabei das Landesfinale im Plenarsaal des Hessischen Landtags in Wiesbaden statt, im Herzen der hessischen Demokratie. Das Landesfinale wurde in Kooperation zwischen der Stabsstelle politische Bildung des Landtags, der Hertie-Stiftung, dem Hessischen Kultusministerium und dem hessischen Rundfunk als Medienpartner ausgerichtet, dessen Moderator Dirk Wagner (hr iNFO) zum wiederholten Male mit viel Geschick durch die Veranstaltung führte.
Gewonnen haben
Die 15-jährige Ayla Bösel vom Wilhelmsgymnasium in Kassel überzeugte die Jury, die unter anderem aus der letztjährigen Bundessiegerin Sophie Bauersachs und hr-Redakteur Ulli Janovsky bestand, durch ihre hervorragende Sachkenntnis und ihre Fähigkeit, auf die Argumente der Gegenseite einzugehen. Besonders hervorgehoben wurde durch die Jury ihre brillante Schlussrede, in der sie die Debatte prägnant zusammenfasste. Ayla argumentierte wirkungsvoll für Inhalte von populären Serien als Gegenstand des Schulunterrichts.
Der 17-jährige Carlos Maurizio Wenzel vom Gymnasium Eltville konnte bei der Frage, ob in Großstädten die kurzfristige Vermietung von Wohnraum verboten werden soll, den Landeswettbewerb der Altersgruppe 2 für sich entscheiden. Er trat für das Verbot der kurzfristigen Vermietung ein und überzeugte mit seiner ruhigen und sachlichen Art und seinem hervorragenden Ausdrucksvermögen unter anderem die Bundessiegerin 2021 der Altersgruppe II Susanna Naumer. Als Auszeichnung für diesen Erfolg erhalten sie, gemeinsam mit den Siegerinnen und Siegern der anderen Bundesländer, ein professionelles fünftägiges Intensiv-Rhetorik-Training, das sie auf das Bundesfinale vorbereitet.
Sachliche Debatten und Austausch
Bei den Schul- und Regionalwettbewerben des laufenden Schuljahres haben sich bei der Unterrichtsreihe Jugend debattiert in Hessen Schülerinnen und Schüler von 121 Schulen beteiligt. Pro Debatte nehmen vier Schülerinnen und Schüler teil, die 24 Minuten über eine Streitfrage debattieren. Inhalte und Argumente zum Thema müssen fundiert und überzeugend sein. Wer Pro oder Contra vertritt, wird erst kurz vor dem Wettbewerb ausgelost.
„Die sachliche Debatte, der Austausch und das Aushalten von Andersdenkenden sind gerade während der Corona-Pandemie zu kurz gekommen. Umso wichtiger ein Format zuhaben, das diese Fähigkeiten trainiert: Jugend debattiert“, sagt Elisabeth Niejahr, die als Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung den Bereich “Demokratie Stärken“ verantwortet.
Carlos Maurizio Wenzel, Gewinner der Altersgruppe 2, betonte: „Im Unterricht für Jugend debattiert wie auch bei den Debatten habe ich gelernt, zuzuhören, mich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen und auf andere einzugehen. Ich halte einen respektvollen Diskurs in der heutigen Gesellschaft für extrem wichtig und dazu kann Jugend debattiert viel beitragen.“
Sprachliche, politische und persönliche Bildung verbessern
Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz betont in seiner Videobotschaft die Wichtigkeit von Jugend debattiert für die Debattenkultur und richtet sich an die hessischen Schülerinnen und Schüler: „Mit einer Teilnahme [...] bringt ihr zum Ausdruck, dass ihr in der Lage seid, euch fundiertes Wissen anzueignen, dann daraus eine eigene Meinung zu bilden und vor allem mit wohldurchdachten Argumenten Position zu beziehen.“
„Ich finde es beeindruckend, über welch starke rhetorische Fähigkeiten die Schülerinnen und Schüler verfügen. Daran kann sich manch ein Berufspolitiker ein Beispiel nehmen“, so Landtagspräsident Boris Rhein. „Und der Plenarsaal des Hessischen Landtages ist natürlich der beste Ort für ein solches Debattenfinale.“
Mit Jugend debattiert wollen die beteiligten Stiftungen Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen jeder Art ermutigen, durch das Debattieren ihre sprachliche, politische und persönliche Bildung zu verbessern. Jugend debattiert ist eine Initiative des Bundespräsidenten und steht unter seiner Schirmherrschaft. Partner sind die Hertie-Stiftung, die Heinz Nixdorf Stiftung sowie die Kultusministerkonferenz, die Kultusministerien und die Parlamente der Länder. Das Programm wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Die Finalisten im Landeswettbewerb in Hessen 2022:
Debatte Altersgruppe 1 (Klassen 8 bis 10):
1. Platz: Ayla Bösel, 15 Jahre, Wilhelmsgymnasium Kassel
2. Platz: Juliette Erhardt, 16 Jahre, Marienschule Offenbach
3. Platz: Anna Hesse, 15 Jahre, Gutenbergschule Wiesbaden
4. Platz: Lugain Alwadani, 15 Jahre, Liebigschule Gießen
Debatte Altersgruppe 2 (Jahrgangsstufen 11 bis 13):
1. Platz: Carlos Maurizio Wenzel, 17 Jahre, Gymnasium Eltville
2. Platz: Mirja Sophie Thieme, 16 Jahre, Edith-Stein-Schule Darmstadt
3. Platz: Florian Fabricius, 16 Jahre, Internatsschule Schloss Hansenberg Geisenheim
4. Platz: Lennert Kreher, 18 Jahre, Wilhelmsgymnasium Kassel
Kontakt
Nicolas Simon
Gymnasium Eltville
Wiesweg 7
65343 Eltville am Rhein
0176 62509826
nicolas.simon@schule.hessen.de
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