Der pandemiebedingte Digitalisierungsschub hat u.a. zu mehr mobilen Arbeitsplätzen, hybriden Arbeitsmodellen und einer veränderten Einstellung zur faktischen Anwesenheit von Beschäftigten in einigen Branchen und Betrieben geführt.
Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung erhalten bleibt und zukünftig eine wichtige Rolle bei der Fachkräftebindung spielen wird. Der jetzt vorliegende dritte Report analysiert diese Aspekte. Dazu wurden knapp 1.200 hessische Betriebe im Zeitraum Juli bis November 2021 befragt.
Mobiles Arbeiten hat Zukunft
Knapp ein Drittel der befragten Betriebe, die mobile Arbeitsplätze angeboten haben, planen diese auch perspektivisch in größerem Umfang anzubieten. Für einen Teil der Betriebe stellt mobiles Arbeiten auch über die Pandemie hinaus eine Möglichkeit dar, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu verbessern.
Aufgrund der unterschiedlichen Tätigkeiten variiert das Ausmaß zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen deutlich. In mehr als der Hälfte der Betriebe der Wirtschaftsnahen und Wissenschaftlichen Dienstleistungen sowie der Öffentlichen Verwaltung konnten Beschäftigte von zuhause arbeiten. Im Baugewerbe ermöglichte dies dagegen nur jeder sechste Betrieb. Lediglich jeder zehnte Betrieb gab an, das Angebot auf ein geringeres Niveau als vor der Pandemie zu reduzieren.
Starke Nutzung digitaler Weiterbildungsformate
Während der Pandemie verlagerte sich das Weiterbildungsgeschehen verstärkt in den digitalen Raum. Von den weiterbildungsaktiven hessischen Betrieben nutzten fast 90 Prozent digitale Formate. Webinare und andere virtuelle Seminarräume waren die verbreiteste Form digitaler Weiterbildung. Digitalisierte Schulungsunterlagen und Lernvideos gelangten ebenfalls häufig zum Einsatz.
Es ist zu erwarten, dass digitale Weiterbildungsformate auch nach der Pandemie fortgeführt werden. Vor allem wirtschaftliche Aspekte dürften eine Rolle spielen: Die Kosten für Weiterbildung sind geringer, während gleichzeitig mehr Beschäftigte problemlos daran partizipieren können.
Betriebliche Weiterbildung bleibt auf niedrigem Niveau
Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 ließ sich ein deutlicher Rückgang betrieblich geförderter Weiterbildung beobachten. Auch im 1. Halbjahr 2021 agierten die Betriebe weiterhin zurückhaltend. Wie im Vorjahreszeitraum förderte nur knapp ein Drittel der hessischen Betriebe Weiterbildungsmaßnahmen. In den Jahren vor der Pandemie war noch gut die Hälfte der Betriebe aktiv.
Während in den Jahren 2011 bis 2019 knapp jeder dritte Beschäftigte in Hessen gefördert wurde, kamen 2020 nur 14 Prozent in den Genuss einer Weiterbildung. Im 1. Halbjahr 2021 sank die Förderung auf nur noch 13 Prozent.
Hintergrundinformationen
Die IAB-Betriebspaneldaten zur Weiterbildung unterscheiden sich von anderen Weiterbildungsstatistiken. Das IAB-Betriebspanel erfasst bspw. ausschließlich formal organisierte betriebliche Weiterbildung, welche von den Betrieben durch Freistellung oder Übernahme aller beziehungsweise eines Teils der Kosten gefördert wird. Zudem beziehen sich die Angaben zur betrieblichen Weiterbildung jeweils auf das erste Halbjahr. Fragen nach selbst organisierten und finanzierten Weiterbildungen der Beschäftigten können von den Betrieben nicht beantwortet werden, was eine Unterschätzung des allgemeinen Weiterbildungsgeschehens begünstigen dürfte.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen sowie der Bundesagentur für Arbeit.