Hessenweit gibt es mittlerweile sieben Häuser des Jugendrechts: vier in Frankfurt, Kassel, Offenbach und Wiesbaden sowie ein virtuelles Haus des Jugendrechts in Fulda. Heute kommt mit der Einrichtung in Hanau das achte Haus des Jugendrechts dazu. Dort arbeiten künftig Beschäftigte der Staatsanwaltschaft Hanau, des Polizeipräsidiums Südosthessen, der Jugendgerichtshilfe der Stadt und des Main-Kinzig-Kreises sowie des Täter-Opfer-Ausgleichs des Vereins Sprungbrett e.V. unter einem Dach zusammen. Insgesamt werden rund 34 Personen auf über 2.300 m² kooperieren.
Justizminister Roman Poseck erklärte anlässlich der feierlichen Eröffnung des neuen Haus des Jugendrechts Hanau: „Es ist mir eine große Freude, dass wir heute das bereits achte Haus des Jugendrechts in Hessen eröffnen. Damit folgt die hessische Landesregierung dem Erfolgsmodell zur Bekämpfung von Jugendkriminalität, in dem Jugendliche und Heranwachsende schnell und effektiv vor kriminellen Karrieren bewahrt werden. Eine Studie am Haus des Jugendrechts Frankfurt-Höchst zeigt eindrucksvoll, dass junge Straftäter seltener rückfällig werden, wenn sie ein Haus des Jugendrechts durchlaufen haben. Das Hanauer Haus des Jugendrechts ist das erste seiner Art, in dem neben Justiz, Polizei und Stadt auch ein Landkreis unter einem Dach zusammenarbeiten. Zudem ist die Schwerpunktsetzung ‚Bekämpfung von Rechtsextremismus‘ ein weiteres Novum. Ziel ist es, dass sich alle Beteiligten mit bereits bestehenden Präventionsnetzwerken verbinden und dadurch in Hanau eine besondere Expertise entsteht, um Jugendliche und Heranwachsende für die Gefahren des Rechtsextremismus besonders zu sensibilisieren und Radikalisierungstendenzen zu verhindern. Dieser Schwerpunkt setzt auch ein klares Zeichen gegen die massive Bedrohung für Demokratie und Rechtsstaat durch Rechtsaußen. Ich danke allen Beteiligten des Landes, der Stadt und des Landkreises, die an der Realisierung dieses neuen Hauses des Jugendrechts beteiligt waren.“
Junge Menschen vor einem kriminellen Lebenslauf bewahren
Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky betonte: „Junge Menschen vor einem kriminellen Lebenslauf zu bewahren, ist richtig und wichtig. Kriminalität muss weiterhin bekämpft und ihr zielgerichtet vorgebeugt werden. Dem Hanauer Haus kommen zwei besondere Eigenschaften zu: Hier werden Erfahrungen aus den ersten sieben Häusern des Jugendrechts weiterentwickelt. Erstmals arbeiten neben Vertretern von Staatsanwaltschaft und Polizei auch Jugendgerichtshilfe der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises sowie der Verein Sprungbrett Familien- und Jugendhilfe Hanau e.V. unter einem Dach zusammen. Den Ansatz, professionelle Hilfestellung für Kinder und Jugendliche zu geben, unterstützen wir gerne. Zweitens widmet sich die Einrichtung mit der Bekämpfung von Extremismus einem leider wieder mindestens bundesweit aktuell gewordenen Thema. Seit Jahrhunderten leben Menschen aus vielen Nationen in der Regel friedlich in Hanau zusammen. Ich bin sicher, dass der Austausch verschiedener Experten-Gruppen jungen Menschen hilft.“
Landespolizeipräsident Robert Schäfer und Daniel Muth, der neue Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Südosthessen, betonten die positive Wirkkraft der Häuser des Jugendrechts in Hessen: „Die Häuser des Jugendrechts sind eine hessische Erfolgsgeschichte. Mit den nunmehr acht physischen Häusern und dem virtuellen Haus in Fulda setzen Polizei, Justiz und Kommunen seit 2010 Maßstäbe in Sachen Qualität und Geschwindigkeit, wenn es um die Bearbeitung von Jugendkriminalität geht. Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir in den Häusern auch die Prävention und Aufarbeitung der Taten in den Mittelpunkt stellen. Es muss immer unser vornehmstes Ziel sein, die auf die schiefe Bahn geratenen Jugendlichen wieder schnell in unsere Gesellschaft zu integrieren. Der Rechtsextremismus stellt die größte Gefahr für unsere gesellschaftliche demokratische Grundordnung dar. Mit der Bündelung von Fachkompetenzen in diesem Bereich hier in Hanau leisten wir einen wichtigen Beitrag, um rechtsextremistischem Gedankengut schon früh und von Beginn an zielgerichtet durch Früherkennung und Aufklärung die Stirn zu bieten.“
Gute Resultate durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit
Der Kreisbeigeordnete und Jugenddezernent des Main-Kinzig-Kreises, Winfried Ottmann, erklärte: „Kriminalitätsprävention ist ein wichtiger Baustein in unserer modernen Sicherheitsarchitektur und die Erfolge sind messbar, wie die Kriminologische Zentralstelle (Wiesbaden) offiziell nachgewiesen hat. Diese guten Resultate basieren nicht zuletzt auf der vertrauensvollen Zusammenarbeit unterschiedlicher Behörden. Daher bin ich froh, dass unsere bewährte Kooperation nun unter einem Dach zusammengeführt wird. Aus der Perspektive des Jugendamtes im Main-Kinzig-Kreis kann ich bestätigen, dass der Bedarf vorhanden ist: Insgesamt gehen pro Jahr rund 1.200 Meldungen zu Jugendlichen und Heranwachsenden ein, die im Rahmen polizeilicher und staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen aufgefallen sind. Gut die Hälfte dieser Meldungen beziehen sich dabei auf den Bereich des Hauses des Jugendrechts, also auf die Region Hanau.“