Ein großer Schritt ist getan! Der Auftrag für einen Forschungsbereich in Hessen zur Gedenk- und Kulturarbeit der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler ist mit Verabschiedung des Haushaltsplanes 2022 in der Plenarsitzung dieser Woche erteilt. Damit hebt das Land Hessen diesen Themenbereich auf eine neue Stufe und trägt dem Umstand Rechnung, dass es für diesen Forschungsbereich angesichts der schwindenden Zeitzeugengeneration hohe Zeit ist. Ein Forschungsbereich, der die Erinnerung an die Vertreibungsgebiete wachhält sowie das Geschehen von Flucht und Vertreibung untersucht, ist für die Hessische Landesregierung ein zentrales Anliegen. Nahezu 30 Prozent der hessischen Bürgerinnen und Bürger sind über ihre Familien von Vertreibung und Aussiedlung betroffen. Im aktuellen Koalitionsvertrag der hessischen Regierungskoalition heißt es: „Hessens Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg ist in weiten Teilen auch geprägt von der Leistung der Heimatvertriebenen. Um Kultur und Geschichte der Vertriebenen und Spätaussiedler wissenschaftlich aufzuarbeiten, wollen wir einen Lehrstuhl an einer hessischen Universität einrichten und sie in einer vom Land getragenen Dauerausstellung darstellen.“
„Es ist ein großer Erfolg, dass das Anliegen ‚Einrichtung eines Lehrstuhls‘ zum Thema Kultur und Geschichte der Vertriebenen und Spätaussiedler im hessischen Koalitionsvertrag verankert werden konnte. Als Landesbeauftragte habe ich mich auch persönlich dafür eingesetzt. Mit der Verabschiedung des Haushaltsantrags zur Einrichtung des Forschungsbereichs über die Geschichte und Kultur von Vertriebenen und Spätaussiedlern sind wir diesem Vorhaben ein großes Stück nähergekommen, was ich außerordentlich begrüße“, teilt Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf mit großer Freude mit.
300.000 Euro pro Jahr für die Forschung
Im Landeshaushalt 2022 schafft die Hessische Landesregierung die Grundlage für eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Kultur und Geschichte von Vertriebenen und Spätaussiedlern an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Der Schwerpunktbereich „Historische Erinnerung und kulturelles Erbe – Vertriebene und Spätaussiedler in Hessen seit 1945“ soll in Kooperation mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung der Leibniz-Gemeinschaft entstehen. Die Leitung der Arbeitsgruppe, bestehend aus vier Personen, wird Prof. Dr. Peter Haslinger (Historiker) übernehmen. Dafür werden von 2022 bis 2026 jährlich 300.000 Euro zur Verfügung gestellt.
„In diesem Zusammenhang sehe ich einem Angebot von Lehrveranstaltungen und Vorlesungen im universitären Vorlesungsverzeichnis mit großer Erwartung entgegen. Solches ist ein ganz wichtiger Punkt, um das Interesse der Studierenden und auch der Öffentlichkeit für dieses Thema zu wecken und für eine bessere Verbreitung zu sorgen. Bislang gibt es im gesamten Bundesgebiet zwar Forschungsaufträge für gewisse Teilgebiete im Kontext von Flucht und Vertreibung, aber keinen Lehrstuhl für die Gesamtthematik. Insofern freue ich mich sehr, dass Hessen hier einen entscheidenden Schritt vorangeht und damit auch einer langgehegten, wichtigen Forderung der Vertriebenenverbände nachkommt. Ich bin überzeugt, dass durch die Einrichtung des Forschungsbereichs zu Geschichte und Kultur von Vertriebenen und Spätaussiedlern unsere wichtige Arbeit für die Bewahrung der Kultur der Vertreibungsgebiete erheblich aufgewertet, unterstützt und bestärkt wird“, so die Landesbeauftragte.