Anlässlich der Aktionswoche „Kabinett besucht Talente“ war Finanzminister Michael Boddenberg heute gemeinsam mit dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt, Ulrich Caspar, und der IHK-Geschäftsführerin Dr. Brigitte Scheuerle auf einer Baustelle der Firma A. Schuchmann Rohrleitungsbau GmbH in Bad Homburg, um sich über die Ausbildung in dem Betrieb zu informieren. Dabei haben sich die Gäste bei Geschäftsführer Thomas Voß, Bauleiter und Ausbilder Siegfried Nebenführ und Auszubildendem Nabil El Kaddouri über die Arbeit der Firma, ihre Erfahrungen bei der Rekrutierung und Ausbildung von Nachwuchskräften und insbesondere über die Inhalte und Perspektiven des Ausbildungsberufs Rohrleitungsbauer informiert.
Bei ihrem Austausch waren sich die Anwesenden einig, dass die duale Berufsausbildung unterschätzte Möglichkeiten bietet, die Bedingungen in manchen Bereichen aber noch attraktiver werden müssten. Minister Boddenberg erklärte vor diesem Hintergrund auch das Engagement der Landesregierung: „Jeder junge Mensch braucht eine Perspektive für die Zukunft. Eine gute Berufsausbildung kann das bieten. Ich komme selbst aus dem Handwerk und weiß, welche Chancen eine Ausbildung eröffnen kann. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass die deutsche Berufsausbildung international einen hervorragenden Ruf genießt. Sie ist ein wichtiger Baustein zur dauerhaften Fachkräftesicherung und bietet gute Aufstiegs- und Karrierechancen für junge Menschen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass eine Ausbildung von vielen Schulabgängern leider zu selten als Option wahrgenommen wird. Auch deshalb unterstützt die Hessische Landesregierung die Unternehmen in Hessen, um die duale Ausbildung attraktiver zu machen und mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Gleichzeitig motivieren wir mit entsprechenden Kampagnen und Aufrufen junge Hessinnen und Hessen, ihr Berufsleben mit einer Ausbildung zu beginnen.“
Fachkräftemangel an allen Ecken
Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main: „Fachkräfte fehlen der Wirtschaft an allen Ecken und der Mangel wird durch den demografischen Wandel sowie den Renteneintritt der sogenannten Babyboomer weiter verschärft. Wir können es uns angesichts der knappen Anzahl junger Menschen nicht mehr leisten, dass Zehntausende eines Jahrgangs jährlich keinen Schulabschluss machen. Um diese Zielgruppe sollte sich das Land Hessen gezielt mit Sonderprogrammen kümmern. Unsere Betriebe ziehen gerne mit und bieten Praktikumsplätze an, um die jungen Leute zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass sie nicht für die Schule, sondern für sich selber lernen.“
Die A. Schuchmann Rohrleitungsbau GmbH hat ihren Sitz am Frankfurter Berg und beschäftigt 70 Mitarbeiter. Sie leistet Wartung und Bau von Rohrleitungen für kommunale Träger, eine Aufgabe, die während der Corona-Pandemie als systemrelevant eingestuft wurde. Trotz ungebrochener Nachfrage nach Rohrleitungssystemen für Wasser, Gas, Öl oder Fernwärme leiden Rohrleitungsbauer – wie viele andere Ausbildungsberufe auch – unter einer schwachen Nachfrage. So sind auch bei der Firma Schuchmann derzeit mehrere Ausbildungsplätze unbesetzt. Deutschlandweit summieren sich die offenen Ausbildungsplatzangebote für Rohrleitungsbauer für 2022/2023 auf rund 300. Hessenweit haben in den vergangenen drei Jahren weniger als 40 Menschen die dreijährige Ausbildung begonnen. Die Ausbildungsvergütung beträgt aktuell 935 Euro im ersten Ausbildungsjahr und steigt bis auf 1495 Euro im dritten. Nach der Ausbildung bieten verschiedene Spezialisierungslehrgänge, Weiterbildungen oder ein Studium unmittelbare Weiterentwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.
Hintergrund
Mit der Aktionswoche „Kabinett besucht Talente“ machen die Hessische Landesregierung, der Hessische Industrie- und Handelskammertag und die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern vom 2. bis 5. Mai auf Chancen und Perspektiven der dualen Berufsausbildung aufmerksam. Die Kabinettsmitglieder besuchen gemeinsam mit Präsidenten/Geschäftsführern der Kooperationspartner in dieser Woche hessenweit Ausbildungsbetriebe, um sich mit Auszubildenden unterschiedlichster Berufssparten auszutauschen. Dabei werden sie angehenden Tischlern über die Schulter schauen, mit zukünftigen Sanitär- und Heizungsbauern über den Einbau energieeffizienter Heizsysteme sprechen und sich bei Rohrleitungsbauern in Ausbildung über die fachgerechte Herstellung von Druckleitungen für Wasser oder Fernwärme informieren.