Hessische Schülerinnen und Schüler entscheiden sich seltener für eine duale Ausbildung. Die Zahl der jungen Menschen, die 2022 eine duale Ausbildung beginnen wollten und bei den Agenturen für Arbeit registriert waren, ging im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent zurück. Rund 33.700 junge Menschen waren insgesamt auf der Suche. Ihnen gegenüber standen 34.500 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen der hessischen Betriebe und somit 5,7 Prozent mehr als noch für das vorangegangene Ausbildungsjahr.
Auf der heutigen Pressekonferenz und Betriebsbesuch bei der Firma Walz Gebäudetechnik in Lich zogen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und der Leiter der Regionaldirektion Hessen Dr. Frank Martin eine erste Bilanz des hessischen Ausbildungsmarktes 2021/2022.
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir verwies auf die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, in der Ausbildungsmessen und andere Aktivitäten zur Berufsorientierung nicht stattfinden konnten: „Deshalb müssen wir uns jetzt besonders anstrengen, damit unsere Unternehmen den Nachwuchs finden, den sie brauchen. Ich appelliere an die Betriebe, weiterhin aktiv um junge Menschen zu werben. Ein sehr guter Weg ist es, Praktikumsplätze anzubieten, denn nichts ist so überzeugend wie persönliche Erfahrung. Die Firma Walz, die wir heute besuchen, ist da beispielhaft. Selbstverständlich beteiligt sich das Hessische Wirtschaftsministerium an zahlreichen Projekten der Berufsorientierung. Wichtig ist, dass Jugendliche wissen: Wer sich in Hessen für eine duale Ausbildung entscheidet, legt sich nicht bis ans Lebensende fest, sondern hält sich alle Karrierewege offen – bis hin zum Studium. Die duale Ausbildung ist ein hervorragender Einstieg ins Berufsleben.“
Fachkräftebedarf weiter verschärft
Dort, wo heute Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können, fehlen die dringend benötigten Fachkräfte für morgen, fasste Dr. Frank Martin, Leiter der RD Hessen, zusammen:
„Die Schere zwischen Ausbildungsangeboten und nachfragenden Jugendlichen klafft immer weiter auseinander. Der Anlass zur Sorge ist berechtigt, da sich der Fachkräftebedarf weiter verschärft. Nicht nur der demografische Wandel macht den Ausbildungsbetrieben zu schaffen. Junge Menschen entscheiden sich immer mehr für einen weiteren Schulbesuch oder streben gleich einen Studienabschluss an. Die klassischen Ausbildungsberufe geraten ins Abseits. Eine solide Ausbildung schützt nachweislich vor Langzeitarbeitslosigkeit und eröffnet vielfältige Perspektiven und Karrieremöglichkeiten. Es muss uns langfristig gelingen, dass die duale Ausbildung bei Schüler*innen und Eltern wieder als erstrebenswerter Start ins Berufsleben gesehen wird.“
Handwerk bietet breite Karrierechancen
Die Chancen, bis zum Ende der Nachvermittlungsaktion im Dezember 2022 noch einen Ausbildungsplatz oder Azubi zu finden, stehen gut:
„Denjenigen, die bisher noch unentschlossen sind, kann ich nur raten, sich bei den Berufsberater*innen der Agenturen für Arbeit zu melden. Aber auch Betriebe, die noch auf der Suche nach dem passenden Azubi sind, können sich an uns wenden. Selbst wenn ein Kandidat nicht die kompletten Anforderungen an den Ausbildungsberuf erfüllt, können wir mit Angeboten wie etwa einer Einstiegsqualifizierung oder der assistierten Ausbildung unterstützen“, so Martin.
„Für die Walz Gebäudetechnik GmbH ist die Ausbildung schon seit Unternehmensgründung vor fast 140 Jahren eine zentrale Säule, um langfristig Fachkräfte für unser Unternehmen zu gewinnen“, sagte Hans-Heinrich Walz, Geschäftsführer der Walz Gebäudetechnik GmbH. „Deshalb bieten wir jedes Jahr jungen Menschen eine berufliche Zukunft in den Ausbildungsberufen Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Technischer Systemplaner sowie Kaufleute für Büromanagement. Wir kooperieren mit Schulen, nehmen an Ausbildungsmessen teil und sind selbstverständlich in den sozialen Netzwerken präsent. Den Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ können wir nur bestätigen. Neben einer sehr guten Ausbildung in unserem Unternehmen bieten wir Karrieremöglichkeiten wie z.B. zum Meister oder Techniker. Unsere Mitarbeiter*innen sind die wichtigste Ressource im Unternehmen, und gemeinsam schauen wir den Herausforderungen der Zukunft mit Teamgeist, Leidenschaft und Engagement entgegen.“
Und Marcel Jox, Geschäftsführer der Walz Gebäudetechnik GmbH, ergänzte: „Dass das Handwerk breite Karrierechancen bietet, zeigt sich in unserem Unternehmen an vielen guten Beispielen – eine fundierte duale Berufsausbildung und die entsprechende Weiterbildungsbereitschaft eröffnen bei uns den Weg in die verschiedensten Leitungspositionen. Was man dafür braucht, ist Engagement und nicht zwingend ein Studium.“